Sonntag, 12. Juni 2011

Blues Brothers

Man findet Perlen ja oft dort, wo man sie nicht vermutet. Mein Heimatort zum Beispiel. Den würde man ja bei oberflächlicher Betrachtung nicht mit Live-Musik der Spitzenklasse verbinden. Auf den zweiten Blick vermutlich auch nicht. Ist aber ein Irrtum...
Da gibt es nämlich in Milow die Scheune. Damit meine ich nicht die gleichnamige Gaststätte, sondern eine echte Scheune, die von ihren Besitzern in liebevoller Arbeit zu einer Art Party-Location umgebaut wurde. Das Teil sieht - vor allem von außen - immer noch wie eine Scheune aus, eignet sich aber super zum Feiern oder eben für Live-Musik. Gestern Abend war das zum Beispiel der so genannte "Scheunen-Blues", ein Live-Konzert nur für geladene Gäste. Beziehungen schaden nur dem, der keine hat, und da ich zwei der Organisatoren, Manu und Ole (ihr seid toll!) gut kenne, kam ich auch auf die Gästeliste.
Gestern spielte das Wetter auch hervorragend mit, anders als im Vorjahr, wo es doch deutlich kälter war. Draußen stand ein Grillwagen, verhungern brauchte also niemand. Drinnen am Eingang rechts gibt's eine Biertheke, verdursten musste also auch niemand. Auf der anderen Seite am Eingang war eine Cocktail-Bar aufgebaut, es gab demnach lecker Schluck für jeden Geschmack. Die Scheune selber war mit Tischen und Stühlen drapiert, Kerzenschein und nette Leute, die ältere Generation - und ich meine ältere Generation! - nahm vorne auf bequemen Sesseln und Sofas Platz.  An der Stirnseite ist eine Holzbühne aufgebaut, die man sich vielleicht am ehesten wie die vorstellen kann, auf der die Blues Brothers im gleichnamigen Film in der Country-Kneipe ihr erstes Konzert geben - nur ohne Hühnerdraht. Und gestern standen auf dieser Bühne "Bluesrudy & Marko Jovanovich" und spielten Blues und anderes geiles Zeug.
Zwei Mann auf einer Bühne klingt recht minimalistisch, wenngleich ich zuerst mit wenigstens drei gerechnet habe - da standen nämlich Gitarre, Kontrabass und ein Schlagzeug. Das Schlagzeug überraschte mich aber: Nur Bass-Drum und Hi-Hat. Komisch... Dann kam Bluesrudy, setzte sich auf den Hocker vor diesen Schlaginstrumenten und griff die Gitarre. Wie jetzt? Klampfen und trommeln gleichzeitig? Das soll klappen?
Ich mach's mal kurz: Es klappte großartig. Zugegeben, die Percussion beschränkte sich auf Takt zur Musik, aber dafür zauberte Rudy auf der Gitarre wie das Böse. Fantastisch, was der Mann mit sechs Saiten anstellen kann - und einmal drehte er die Gitarre sogar um und trommelte ein paar Minuten lang auf dem Korpus...
Sein Partner Marko Jovanovich zeigte auch bemerkenswerte musikalische Fähigkeiten. Neben besagtem Kontrabass - wann habe ich das letzte Mal einen Kontrabass live erlebt, abgesehen von der Oper? - nahm er sich auch die Mundharmonika vor. Oder besser gesagt, die Mundharmonikas, denn es kamen einige zum Einsatz, teilweise noch mit speziellen Mikros verfremdet. Jedenfalls eine Instrumentenkombination, die ich so auch noch nicht erlebt habe...
Dazu kam, dass beide tierischen Spaß bei ihrer Mucke hatten. Gelegentlich wird ja zu Beginn eines Konzerts noch die eine oder andere Toneinstellung vorgenommen, was die Musiker meist peinlich berührt hastig erledigen. Nicht so hier: Bluesrudy nutzte die Gelegenheit, an dieser Stelle Frankie vorzustellen, ihren "Techniker, Fahrer und Masseur" und sich dann mit ihm kurz über Höhen und Tiefen zu unterhalten. Die beiden auf der Bühne machten Witze, spielten wie die Teufel und rockten den Saal...
Okay, fragt mich nicht nach der Setlist. Ich kenne mich in dem Gebiet zu wenig aus, um jetzt auch noch über die Titel zu schwadronieren. Ich habe den Abend aber genossen! Es war geile Musik, ebenso geil gespielt und eine tolle Stimmung. Irgendwann nach zweieinhalb Stunden war Feierabend - für mich hätte es noch lange so weitergehen können... Bluesrudy und Marko Jovanovich - sehr zu empfehlen!
PS: Wen es interessiert - Bluesrudy ist auch im Internet zu finden (btw: Wer oder was eigentlich nicht?) Guckst du hier: www.bluesrudy.de