Freitag, 2. September 2011

Der Preis einer Information - das Leben?

Schon mein voriger Post beschäftigte sich im weitesten Sinne mit einem verantwortungslosen Umgang mit Medien und Informationen. Passend dazu natürlich auch diese Geschichte: Durch eine unfassbare Datenpanne bei "Wikileaks" sind seit Monaten die umstrittenen Geheimdokumente komplett im Internet zu finden und zu lesen - und leider auch die Namen der Informanten, die Brisantes an Geheimdienste und Diplomaten meldeten und nun um ihr Leben fürchten.

"Jeder Mensch sollte Zugang zu allen Informationen haben" - ich glaube, auf diesen einfachen Nenner kann man das Konzept von Wikileaks reduzieren. Der Ansatz mag ein ehrenvoller gewesen sein, aber ich stehe auf dem Standpunkt, es gibt Informationen, die geheim bleiben sollen und müssen. Damals ging es mir um die Informationen selbst: Man kann sich trefflich streiten, ob die Welt wissen muss, was Geheimdienste alles herausfinden und geheimhalten - wo welche Waffen liegen, wer wann wo von wem getötet wurde, welcher Politiker wann mit welchen Prostituierten welche Drogen genommen hat oder was Putin von Merkel wirklich denkt. Die Frage, was davon an die Öffentlichkeit sollte, hat "Wikileaks" einfach beantwortet, nämlich mit "Alles". Und wie gesagt, darüber kann man sich trefflich streiten.

Das Problem - und das habe ich damals auch schon angesprochen - ist, dass diese Informationen nicht von "Wikileaks" stammen, sondern von Menschen, die sich "Wikileaks" anvertrauen und die darauf vertraut haben, dass Assange und Co. geheim halten, wer diese Informanten sind. Das hat nun nicht geklappt, und nun beginnt das große Schuldzuweisen: Wer ist Schuld daran, dass das ominöse Passwort veröffentlicht wurde, das dann niemand geändert hat, und wer, dass diese Daten so im Netz stehen (wenn auch mit Vertrauen darauf, dass sie geschützt sind)? Assange, ehemalige Mitstreiter, der "Guardian"?

Ich finde, dass diese Diskussion so geführt falsch ist. Schuld hat Assange und sein Konzept von "Wikileaks". Diese Datenpanne hätte es nie gegeben, wenn Assange nicht den Anspruch gehabt hätte, alle solche brisanten Informationen zu sammeln und zu veröffentlichen. Es wäre nicht passiert, wenn es jemanden gegeben hätte, der diese Daten - wie auch immer - ins Netz gestellt hätte. Die Gefahr, dass so etwas passiert, entstand genau in dem Moment, als Assange sich - metaphorisch ausgedrückt - hingestellt und gesagt hat: "Schickt mir die Geheimnisse eurer Regierungen, die Welt muss das erfahren." Was das Versprechen angeht, er würde die Informanten schützen, hat man nun gesehen, was man davon halten kann.

Wenn der erste Informant, der in gutem Glauben und aus Überzeugung, das Richtige zu tun, sein Wissen an Assange und "Wikileaks" weiter gab, aufgrund dieser Datenpanne stirbt, dann tragen Assange und "Wikileaks" daran die Schuld, wenigstens die moralische. Ich hoffe nur, dass die Leute dann wenigstens die Größe haben, die Verantwortung dafür zu übernehmen und dabei nicht den Satz zu sagen: "Das haben wir nicht gewollt!"

Und besser kann man eigentlich nicht erkennen, das Daten gefährlich sein können und warum es manchmal richtig ist, das die Leute eben nicht alles wissen müssen.

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