Dienstag, 8. November 2011

Abschied vom "Chef"

Ich habe in diesem Jahr meinen 40. Geburtstag gefeiert. Kein Alter. Ich selber fühle mich ja auch nicht mal ansatzweise so. Leider spüre ich aber dieses Alter in einer sehr unangenehmen Hinsicht immer deutlicher. In meiner Umgebung sterben immer mehr Leute, die mich ein Stück weit im Leben begleitet haben. Oder wie der Volksmund sagt: "Die Einschläge kommen näher."

Heute sehe ich in der Zeitung, dass mein früherer Chefredakteur Dr. Bernd Köllinger verstorben ist. Er wurde 67 Jahre alt. Bernd Köllinger war ein bemerkenswerter Mann. Wer ihn vor fünf oder zehn Jahren getroffen hat, hätte niemals geglaubt, dass dieser wuchtige, beinahe schon gigantische Mann einmal Balletttänzer gewesen ist. Er hatte einen Sinn für's Feinsinnige, Intelligente. Von ihm habe ich viel über die deutsche Sprache und wie man sie anwendet gelernt. Er hat auch der Zeitung, der er als Chefredakteur vorstand, eine interessante Ausprägung gegeben:  Die Skandale, Enthüllungen und schlechten Nachrichten überließ er weitgehend anderen, stattdessen berichtete er von dem, was alltäglich um uns herum vorging und was die anderen Zeitungen - eben weil sie nach Skandalen suchten - eher am Rande behandelten. Soweit ich das beurteilen kann, kam dieser Stil bei vielen Lesern sehr gut an.

Er hatte mir auch nach einer persönlich sehr schweren Phase für mich eine neue Chance gegeben, die mich letztendlich - zumindest beruflich - dahin führte, wo ich heute bin. Und er war für alle seine "Untergebenen", wenn man das so sagen kann, immer auch so etwas wie ein "väterlicher Freund". Das klingt klischeehaft, ist aber so.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Ungarn, seine Wahlheimat, die er liebte. Eine Zeit lang blieben wir noch per Mail in Kontakt, aber leider schlief das ein. Noch etwas, das ich bedauere...

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