Mittwoch, 7. Dezember 2011

Erst lachen, dann denken...

Von all den Preisen, die so alljährlich vergeben werden, interessiert mich am meisten der "Ig-Nobelpreis". Verliehen wird er für unnütze, unwichtige oder skurrile wissenschaftliche Arbeiten. Die Wissenschaftszeitung "Nature" erklärte den Preis so, dass man erst lachen und dann darüber nachdenken sollte. Eine andere Definition lautet, dass die Entdeckung, die geehrt wird, nicht wiederholt werden kann oder noch besser nicht wiederholt werden sollte.

Es gab in der Vergangenheit schon einige interessante Preisträger. Einmal erhielt zum Beispiel Eduard Teller, der Vater der Wasserstoffbombe, den Preis für seinen unermüdlichen Einsatz, dem Wort "Frieden" eine völlig neue Bedeutung zu geben. Im vergangenen Jahr gab es den Preis unter anderem für BP, weil der Öl-Konzern den uralten Glaube widerlegte, dass man Öl nicht mit Wasser mischen kann. Andere Preise erhielten Wissenschaftler, die die Veränderungen der Druckverhältnisse in kackenden Pinguinen untersuchten, oder französische Pfadfinder, die bei einer Aktion gegen illegale Graffiti unersetzliche prähistorische Höhlenmalereien beschädigten. Alles also sehr skurrile, manchmal zynische, aber durchaus auch nachdenkenswerte und amüsante Preise.

Um so erschrockener war ich, als ich bemerkte, dass ich die Preisverleihung in diesem Jahr verpasst habe.

Die diesjährigen Ig-Nobelpreise wurden bereits am 29. September verliehen. Traditionell führt der Wissenschaftler Roy Glauber durch die Zeremonie (bis auf das Jahr, in dem er den "gewöhnlichen" Nobelpreis erhielt und gezwungenermaßen nach Stockholm musste). Und nachdem ich die Preisträgerliste gesehen habe, musste ich schmunzelnd feststellen: Die haben wieder ein paar beeindruckende Empfänger gefunden.

So zum Beispiel Dorothy Martin (hatte das Ende der Welt für 1954 errechnet), Pat Robertson (hatte das Ende der Welt für 1982 errechnet), Elisabeth Clare Prophet (hatte das Ende der Welt für 1990 errechnet), Lee Jang Rim (hatte das Ende der Welt für 1992 errechnet), Credonia Mwerinde (hatte das Ende der Welt für 1999 errechnet) und Harold Camping (hatte das Ende der Welt zuerst für 1994 und dann für den 21. Oktober 2011 errechnet), weil sie die Welt gelehrt hatten, dass man bei mathematischen Berechnungen und Annahmen vorsichtig sein sollte. Einen weiteren Preis gab's für Wissenschaftler, die eine Studie darüber anstellten, dass Menschen bei einigen Problemen bessere, bei vielen aber schlechtere Entscheidungen treffen, wenn ihre Blase kurz vorm Platzen steht und sie ganz, ganz, ganz dringend aufs Klo müssen. Es gab Biologen, die feststellten, dass das Gähnen der rotfüßigen Riesenschildkröte nicht ansteckend auf andere rotfüßige Riesenschildkröten wirkt, und Chemiker, die die ideale Dichte von Wasabi-Geruch ermittelten, um mit diesem Geruch Schlafende bei Bränden oder anderen Notsituationen zu wecken. Und den Friedens-Ig-Nobelpreis gab's für den Bürgermeister der litauischen Stadt Vilnius, der gegen Falschparker Panzer einsetzte (er ließ die Autos zur Abschreckung platt fahren...).

Ganz ehrlich: Da weiß man nicht, ob man lachen, den Kopf schütteln oder es einfach nur für Schwachsinn halten sollte. Aber ich finde es ganz beruhigend, dass Wissenschaftler auch nur Menschen sind, die sich auch mal mit Unsinn beschäftigen und vor allem über sich selber lachen können.

Alle diesjährigen Preisträger kann man hier in der Wikipedia oder hier auf der Internetseite des IG-Nobelpreises (in englisch) nachlesen.

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