Mittwoch, 28. März 2012

"Clash of the Titans" - einst und jetzt


In dem Örtchen, in dem ich aufwuchs, gab es ein Kino. Ein richtiges, kleines Dorfkino, mit knarrenden Holzsitzen, einer vielleicht sieben Meter breiten Leinwand, im Winter bollerte ein Kanonenofen. Popcorn und Cola gab's ebenso wenig wie Stereo-Klang oder Vorfilm. Kartenverkäufer, Abreißer und Vorführer waren ein und dieselbe Person - mitunter war er auch als Ordner und Rausschmeißer tätig, wenn wir zu laut im Vorführraum waren. Das Kino öffnete, wenn ich mich richtig erinnere, nur am Mittwoch Abend, der Eintritt kostete 50 Pfennig, und für uns Kinder und Jugendliche war der Kinobesuch einfach das Größte. Solche Erinnerungen bleiben...

Irgendwann Anfang der 80er Jahre sah ich in diesem Kino das erste Mal "Kampf der Titanen", jenen grandiosen Ray Harryhausen-Film mit Stop-Motion-Monstern, einem geleckten und tuffigen Harry Hamlin als Perseus, einem Star-besetzten Olymp und und und. Grölend und johlend - man kann sich das vermutlich ein wenig so vorstellen wie die Matinee-Vorstellungen in den 50er Jahren - sahen wir den Film, bewunderten die ruckelnden geflügelten Pferde, Skorpione und Kraken und amüsierten uns einfach köstlich.

Sam Worthington als Perseus
An diese glorreichen Jugendzeiten musste ich am vergangenen Wochenende denken, als "Kampf der Titanen" in der Fassung von 2010 im Fernsehen kam. Den hatte ich vorher auch schon im Kino gesehen - zum Glück, wie mir viele bestätigten, nicht in der 3-D-Fassung - und wollte ihn noch einmal anschauen. Natürlich hatte ich sofort wieder den Film von 1981 vor Augen und zog auch wieder Vergleiche. Deren Ergebnisse lauten für mich, in einem Satz zusammen gefasst: Der neue Film ist besser, der alte kultiger.

Neue (links) und alte Medusa












Nun werde ich natürlich nicht die Filmtechnik miteinander vergleichen. Tricks und so weiter sind heutzutage selbstverständlich deutlich fortgeschrittener und realistischer als vor 30 Jahren, andererseits haben die Harryhausen-Monster für mich ihren ganz besonderen Charme, den keine CGI-Kreatur jemals erreichen kann. Der neue Kraken ist vielleicht gruseliger und monströser, der alte irgendwie liebenswerter. Gleiches gilt für die Medusa: Vor der von 1981 fürchtet sich heute kaum jemand, aber diese Fratze hat irgendwie was. Und natürlich ist der neue Film naturgemäß deutlich schneller, spektakulärer und actionreicher inszeniert als der alte, wofür beide nichts können, sondern was ganz einfach der Zeit geschuldet ist, in der sie entstanden.

Harry Hamlin - immer sauber
Ganz anders sieht es bei den Schauspielern aus. Sam Worthington als moderner Perseus suhlt sich in Dreck und Staub und kommt damit als Actionheld recht glaubwürdig und sympathisch rüber, wohingegen Harry Hamlin - den ich seit jeher irgendwie fleischig-fade finde - so was von deplatziert wirkt, dass man ihm den antiken Helden wirklich niemals abnimmt. Die Nebenrollen im modernen Film - allen voran Mads Mikkelsen, Pete Postlethwaite, aber auch Jason Flemyng, den ich persönlich immer grandios finde - sind deutlich besser als im alten, wenn man das angesichts von Namen wie Burgess Meredith, Ursula Andress oder Maggie Smith überhaupt sagen darf. Unschlüssig bin ich mir bei der Figur des Zeus, den es in beiden Filme gibt. Ich weiß nicht, wer von beiden peinlicher ist: der große Laurence Olivier in seinem Nachthemd oder der nicht ganz so große, aber immer noch exzellente Liam Neeson, der in seiner Rüstung tuntiger glitzert als eine Diskokugel im "Studio 54". Aber darüber kann man hinweg sehen...

Zwei Mal Zeus










Schön fand ich im neuen Film die Momente, in denen der alte ganz deutlich zitiert wurde, vor allem zwei. Zum einen sind es genau wie im alten auch im neuen Film die stygischen Schwestern, die orginalgetreu den Satz sagen: "Ein Titan gegen einen Titanen!" (und in beiden Filmen herrlich schräg rüberkommen), und es ist die komische Bronzeeule aus dem ersten Teil, die im neuen aus einer alten Kiste hervorgezogen wird (ich finde die Szene wirklich wunderbar: Auf Worthingtons entgeisterte Frage, was das sei, kommt das entnervt-lakonische: "Lass das bloß liegen...") - wundervoll.

Wunderbares Filmzitat...

Und doch: So gut ich den neuen Film finde, er wird mir niemals jenes Gefühl geben können, das ich immer noch empfinde, wenn ich den alten sehe und dabei an das uralte Dorfkino denke, das es heute nicht mehr gibt und in dem ich diesen Film und viele andere zum ersten Mal sah und nicht mehr vergessen habe...


2 Kommentare:

RoM hat gesagt…

Erinnert mich an einen ähnlichen Film, der allerdings noch ein paar Jahre älter ist - 'Jason And The Argonauts'. Unvergessen, der Kampf mit den Skeletten.
Als Junge war ich baff erstaunt.

Anonym hat gesagt…

hab den alten leider nicht gesehen, aber wen ich im neuen herrlich fand, ist Ralph Fiennes, der Hades als den bösen wirklich gut rüber bringt