Freitag, 9. März 2012

Hans Kneifel ist tot

Als ich heute wie üblich in die Wikipedia schaue, sehe ich, dass Hans Kneifel am 7. März im Alter von 75 Jahren verstorben ist. Einer der letzten großen Autoren der deutschsprachigen Science Fiction aus dem "goldenen Zeitalter" der 50er, 60er und 70er Jahren ist damit von uns gegangen.

Hans Kneifel (oder Hanns, wie er sich wohl selber gerne immer geschrieben hat) ist mir in erster Linie als Autor bei Perry Rhodan und vor allem bei Atlan in Erinnerung. Wenn ich an seine Bücher denke, dann fällt mir immer etwas komisches auf: Ich kann nie mit Bestimmtheit sagen, ob sie mir gut oder nicht gut gefallen haben. Seine Ideen waren fantastisch, sein Schreibstil - zumindest für mich - recht eigenwillig und gewöhnungsbedürftig, seine Figurenbeschreibungen markant, um es so auszudrücken. Mit Fug und Recht kann ich aber sagen, dass die Mischung aus all dem faszinierend ist, egal wie gut oder nicht gut ich das Buch fand. Das ist einer der Gründe, warum ich ihn immer wieder lese.

Für mich hat Kneifel den "Macho" als Figur in Perry Rhodan etabliert. Seine Helden - seien es Atlan, Sandal Tolk oder andere - waren Machos, "Barbaren", die mit ihrem herben, selbstbewussten und testosterongeschwängerten Auftreten die schönen und starken (und damit oft nicht weniger machohaften) Frauen in ihrer Umgebung faszinierten. Dabei gelang ihm das Kunststück, seine Helden nicht als frauenverachtende Chauvis darzustellen. Wenn wir Atlan aufgrund seiner amourösen Zeitabenteuer auf der prähistorischen Erde als "Einsamer der Zeit" bezeichnen, dann meinen wir das augenzwinkernd und nicht vulgär (übrigens ist es kein Wunder, dass der alte Arkonide viele Frauen zu seinen Fans zählt).

Und apropos Zeitabenteuer: Das Genre hat Kneifel sicherlich nicht erfunden - aber seine Geschichten um Atlans Werdegang auf der Erde gehören sicherlich mit zum Besten, was dieses Genre jemals hervorgebracht hat. Vor allem eines hat mich dabei immer wieder zutiefst beeindruckt: Sein unbedingter Drang nach Korrektheit. Namen, Orte, Zeiten, Beschreibungen - Kneifel recherchierte lange und gründlich, um versunkene Reiche so zu schildern, wie es ein Zeitgenosse tun würde. Wenn Atlan von seinen Abenteuern im antiken Ägypten spricht, dann wandert er am Ufer des Hapi entlang und nicht am Nil, wie der Fluss erst Jahrhunderte später hieß. Allein schon das macht die Zeitabenteuer zu etwas Besonderem: Nicht nur Abenteuer und Science Fiction, sondern teilweise genauere und bessere Geschichtsstunden als es unsere Schulen tun...

Ich gestehe, dass ich von anderen Werken Kneifels - insbesondere seinen historischen Romanen - kaum mehr weiß als dass es sie gibt. Ich bin mir aber sicher, dass diese Bücher genau so spannend und faszinierend sind wie die Zeitabenteuer oder die Perry-Rhodan-Hefte. Die zählen für mich weder zu den besten noch zu den schlechtesten Werken aus dem Perry-Rhodan-Universum, aber mit Sicherheit zu den faszinierendsten. Es ist schade und traurig, dass Hans Kneifel seinen "Atlan" nun nicht mehr auf Abenteuer schicken kann.

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Wenn die SF, die Hanns Kneifel geschrieben hat, den einen bis anderen für Geschichte zu interessieren verstand, dann erfüllt sie bereits zwei Aufgaben.