Mittwoch, 27. Juni 2012

"Harry und Sally"-Autorin Nora Ephron ist gestorben

Nora Ephron (1941 - 2012)
"Männer und Frauen können nie Freunde sein. Der Sex kommt ihnen immer dazwischen."

Eben gerade läuft im Fernsehen "Harry und Sally", den ich so nebenbei gucke. Wirklich müssen muss ich nicht: Den habe ich so oft gesehen, den könnte ich beinahe mitspielen. Oder eigentlich auch nicht, denn auch wenn ich die Handlung genau kenne, diese wundervollen Dialoge bekomme ich nicht mehr alle zusammen. Sie fallen mir natürlich ein, wenn ich den Film sehe, aber so... einzelne Sätze und trockene Oneliner habe ich im Kopf, und natürlich jene wundervollen Szenen und Situationskomik, die Nora Ephron schrieb und mit denen sie die Hauptdarsteller Billy Crystal und Meg Ryan unsterblich gemacht hat. Gestern ist sie im Alter von 71 Jahren gestorben.

"Das ist wirklich erstaunlich: Die siehst aus wie ein  ganz normaler Mensch, aber tatsächlich bist du ein Engel des Todes."

Erstaunlich ist auch, dass man Nora Ephron, fällt ihr Name, vor allem und sofort eben mit "Harry und Sally" in Verbindung bringt. Dabei hat sie hier "nur" das Drehbuch geschrieben, Regie führte der wundervolle Rob Reiner. Denkt man dann ein wenig weiter nach, fällt einem vielleicht noch "e-m@il für dich" oder "Schlaflos in Seattle" ein - im Prinzip beides auch wieder "Harry und Sally", nur nicht so leichtfüßig, witzig, pointiert. Viel weniger bekannt ist, dass Nora Ephron auch Skripts für sehr anspruchsvolle Werke ablieferte, wie zum Beispiel "Silkwood" oder "Sodbrennen". Zum Glück vergisst man dann aber auch schnell, dass sie Regie bei "Michael" führte... Aber immer wieder: "Harry und Sally".

"Das ist das Gute an einer Depression. Man schläft wenigstens aus."

Okay, und wer es bis jetzt noch nicht gemerkt hat: Ich liebe diesen Film. Und es ist - so sehr ich Billy Crystal ohnehin mag - definitiv das Skript, das diesen Film so wundervoll macht. Klar, die Besetzung ist ebenfalls klasse. Der Film ist einer der wenigen, in denen ich Meg Ryans Schmollmund nicht so aufgesetzt finde wie sonst. Und nicht mal in "Star Wars" fand ich Carrie Fisher so gut wie hier, und sie harmoniert fantastisch mit ihrem Filmpartner Bruno Kirby (allein wenn ich an das peinliche Doppeldate denke, dass damit endete, dass Fisher und Kirby nicht schnell genug zusammen verschwinden können, obwohl sie doch mit dem jeweils anderen verkuppelt werden sollten). Aber eben vor allem das Skript.

"Charlie Chaplin hat noch Kinder bekommen, da war er schon 73!"
"Aber er war zu schwach, sie noch auf den Arm zu nehmen."

Es sind diese fantastischen Momente, wenn Meg Ryan sich ein Essen bestellt und ihre Umgebung dabei in den Wahnsinn treibt, weil sie mit ihren Sonderwünschen einfach nicht fertig wird. Der extrem morbide Charme von Billy Crystal, der bei einem Buch immer zuerst die letzte Seite liest, damit er weiß, wie es endet, sollte er überraschend sterben. Wenn die beiden darüber fantasieren, wie sinnvoll es in New York doch wäre, die Todesanzeigen in den Immobilienmarkt zu setzen. Es sind die Einspielungen mit den Ehepaaren, die ihre Geschichte kurz erzählen und bei denen man nie genau weiß, soll man jetzt lachen, gerührt sein oder nur nachdenklich. Es ist die irgendwie sehr einleuchtende und logische Beweiskette, dass ein Mann mit Namen Sheldon niemals ein feuriger Liebhaber sein kann. Und es ist - das muss ich erwähnen, stimmt's? - dieser einzigartige Orgasmus im Restaurant. Viele reduzieren den Film auf diese Szene - aber "Harry und Sally" ist mehr, viel mehr. Und auch Nora Ephron hatte mehr gemacht, wenngleich sich die meisten hauptsächlich an diesen Film erinnern. Allerdings zu Recht. Der Film ist etwas ganz Besonderes. Und allein deswegen wird Nora Ephron unvergessen bleiben.

"Ich will genau das, was sie hatte..."

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

"Bitte auf einem Extrateller!"
Nun habe ich diesen Film stets mit Rob Reiner in Verbindung gesetzt. Meg Ryan war nie vor "Sally" und erst recht nicht danach gut. 'When Harry Met Sally' arbeitet mit vielen Elementen, für die Woody Allen berühmt ist. Lief damals fast ein Jahr in den Kinos.
Ein Klassiker eben!