Montag, 17. September 2012

Die Bahn - Jenseits von Raum und Zeit

Deutsche Bahn - "Outtatime" (© Universal Pictures)
Ich hatte ja mal versprochen, nach meinen bisher nicht vollends befriedigenden Erlebnissen bei meinen wöchentlichen Fahrten im Öffentlichen Personennahverkehr bzw. in den Bahnen nach Potsdam (siehe hier und hier) unbedingt im Blog zu vermelden, wenn alles klappte. Heute ist es soweit. Es lief alles wie am Schnürchen. Sämtliche Bahnen und Straßenbahnen waren pünktlich, sogar so pünktlich, dass ich auf der Heimfahrt den einen Zug verpasste - hätte er nur zwei Minuten Verspätung gehabt, hätte ich ihn noch erwischt. Aber egal. Ich will jetzt darüber nicht lästern. Die Verkehrsunternehmen haben heute - zumindest was die Fahrpläne angeht - alles genau so getan, wie sie sollten. Ich hatte sogar jedes Mal ohne Schwierigkeiten einen Sitzplatz bekommen (Freude, Freude!).

Also alles perfekt? Mitnichten. Ich wurde heute Zeuge eines Ereignisses bei der Eisenbahn, das meine Vorstellungen von Raum und Zeit erschüttert hat.

Interessanterweise fiel das zuerst nicht mal mir, sondern einem Kontrolleur in Potsdam auf. Zum ersten Mal wurde ich heute in der Straßenbahn dort kontrolliert, was aber eigentlich kein Problem darstellte. Ich hole mir meine Verbund-Fahrkarte immer schon am Freitag und lasse sie am Montag früh im Zug entwerten. Alles okay also - oder? Der Kontrolleur warf nämlich einen flüchtigen Blick auf mein Ticket, dreht sich um, drehte sich zurück, sah nun viel genauer hin, nahm sie mir schließlich aus der Hand, studierte sie eingehend und fragte mich dann: "Wie haben Sie das denn gemacht?"

Jetzt sah ich mir die Karte auch genauer an und erstarrte. Der Stempel vom Entwerten sagte deutlich lesbar "18.09.".

Heute ist der 17...

Immerhin brauchte ich den Kontrolleur nicht überzeugen, dass ich NICHT beschissen habe.

Aber nun grübele ich. Es gibt nur zwei Erklärungen für diesen Stempel. Entweder bewegen sich die Eisenbahnen in Deutschland nicht nur durch den Raum, sondern auch die Zeit, was gelegentliche Verspätungen erklären würde: Wer von München nach Hamburg fährt und dabei auch die Zeitachse rauf und runter reist, von dem kann man einfach nicht erwarten, dass er sowohl am gewünschten Ort wie auch zur gewünschten Zeit ankommt (Heisenberg lässt grüßen). Für diese Theorie spricht, dass meine Fahrkarte nicht nur in der Straßenbahn - einem städtischen Unternehmen in Potsdam -, sondern auch noch von zwei Deutsche-Bahn-Schaffner überprüft wurde. Beide zuckten nicht im Mindesten - sie kennen diese Zeitverschiebungen also.

Die andere Antwort lautet, dass die Bahn seit neuestem ihre Züge sicherheitshalber immer einen Tag früher abfahren lässt. Wir reden also nicht mehr von einer zehnminütigen Verspätung, sondern der Zug ist 23 Stunden und 50 Minuten zu früh angekommen. Wäre das der Fall, vermarktet die Bahn allerdings diesen genialen Kundenfreundlichkeits-Trick einfach mies.

Dass es sich einfach um einen Irrtum vom Schaffner handelt, also das kann ich bei einem Global Player vom Format der Bahn und ihrer vielen Tochter- und Partnerfirmen beim besten Willen nicht annehmen.

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

faszinierend XD dubist da einer großen sache auf der spur -bleib dran XD

RoM hat gesagt…

Die Verantwortlichen haben sich wohl günstig einen Flux-Kompensator organisiert. :-)

Immerhin wurde die Rechtmäßigkeit Deiner Personbeförderungslegitimation nicht in Abrede gestellt.

Sebastian hat gesagt…

Super geschrieben! Ich kenne so einige Erlebnisse mit der Bahn, aber so etwas hatte ich noch nicht :-)

Wahrscheinlich lässt die Bahn ihre Züge immer durch die Zeit reisen, also sind sie gar nicht verspätet sondern die Berechnungen zur Rematerialisierung waren einfach ein ganz kleines bisschen unrichtig :-)