Samstag, 9. März 2013

Psychologische Geometrie beim Parken


So wollte ich nicht parken... (© derryx)
Parken ist eine Kunst, denn es kommt von Können. Wenn’s von wollen käme, dann hieße es ja Wulst… An den Spruch musste ich gestern Morgen denken, als ich bei meiner Bank vorfuhr. Was da auf dem Parkplatz geschah, war nicht nur eine Lehrstunde in Sachen ineffizientester Parkweise, sondern ließ auch tief in die Psyche des bundesdeutschen Otto-Normalautofahrers blicken (angesichts des gestrigen Frauentages verliere ich mal kein Wort darüber, dass alle drei Beteiligten an diesem Dilemma Frauen waren… Ups…).

Die Aufgabe lautet: Wie parke ich drei Autos auf vier Parkplätzen so platzraubend wie möglich? Um die Lösung etwas zu erschweren, ordnen wir die Parkplätze so an: Zwei rechts, zwei Links, und in der Mitte führt ein Fußweg durch. Und hier kommt die Lösung:

Das erste Auto parkt auf dem am weitesten rechts liegenden Parkplatz. Aber nicht zu weit rechts, denn da ist ein Busch. Es ist zwar kein Beifahrer im Auto, könnte aber ja sein. Deswegen sicherheitshalber nicht zu weit nach rechts fahren, etwas mehr nach links… also zum Teil auf dem daneben liegenden Parkplatz. Macht ja nix – steht ja keiner da.

Jetzt kommt das zweite Auto. Ich habe mal einen Bericht über Psychologie gelesen, in dem es im Kern darum ging, dass Mitteleuropäer – und vor allem Deutsche – immer etwas Abstand zum Nachbarn brauchen. Berührungen mit Fremden – um Gottes Willen. In dem Bericht wurde ein Test gezeigt: An einem Strand legten Psychologen einen Kreis aus und schickten dann Freiwillige hinein. Und auch als es immer mehr wurden, der zur Verfügung stehende Platz also abnahm: Die Leute haben es geradezu panisch vermieden, ihren Nachbarn zu berühren. Da war, solange es nur irgendwie ging, Platz zwischen ihnen, und zwar so viel wie möglich (das ist vermutlich auch der Grund, warum Männer in öffentlichen Klos immer ein Pinkelbecken zwischen sich und dem Nachbar frei halten…).

Nach diesem Grundsatz handelte auch der zweite Autofahrer heute Morgen. Rechts steht einer? Stelle ich mich links hin. Ganz links. Aber nicht zu weit. Da steht zwar kein Busch, aber es könnte ja einer hinkommen. Also ein kleines bisschen nach rechts, zum Teil auf den daneben liegenden Parkplatz rauf. Macht ja nix – steht keiner da.

Auftritt dritter Autofahrer. Ich erinnere noch einmal: Soviel Abstand wie möglich zum Nachbarn. In dem Fall hieß das, genau in die Mitte zwischen dem Auto rechts und dem links zu fahren. Und ich meine wirklich Mitte. Wo der Fußweg zwischen den Parkplatzpaaren links und rechts ist. Macht ja nix – läuft ja keiner. Und dass der Fußweg ein bisschen kleiner ist als ein Parkplatz, der dritte Autofahrer de facto die beiden Parkplätze rechts und links vom Fußweg auch ein bisschen überragte, macht ja auch nix – steht ja keiner da.

Im Ergebnis hatten wir also drei Autofahrer, die sich geometrisch und psychologisch ausgeklügelt so sinnig auf beinahe fünf Parkplätze gestellt hatten, dass ein vierter nicht die geringste Chance hatte, sich dort noch in irgendeine Lücke zu quetschen, egal wie klein sein Auto ist (es sei denn, er parkt so, wie weiland Mahoney im legendären "Police Academy 1"...).

Der vierte war übrigens ich…

2 Kommentare:

RoM hat gesagt…

Ein temporärer Geistesverlust beim parken hat nicht wirklich mit dem Geschlecht zu tun. Eher mit Bequemlichkeit, einem Panzer als Auto, dem Triumph über einen erlegten Parkraum, oder mit Gedankenlosigkeit. :-)
Ein klein wenig bricht sich hier das Raubrittertum früher Tage Bahn.

"An mir kommt keiner vorbei!", um Monty zu zitieren.

Prinzessin meets Imperator hat gesagt…

Ich musste etwas schmunzeln :)
Sehr schöner und kritischer Bericht.