Samstag, 18. Januar 2014

Warum die Amis keinen Todesstern haben

Das ist kein Mond! Es ist die Air Force!

Der öffentliche Dienst im Allgemeinen und Regierungen und Behörden im Besonderen sind ja nicht unbedingt für ihren Humor bekannt, eher für ihre Humorlosigkeit. Ich find’s daher immer wieder sehr erfrischend, wenn sie zeigen, dass sie es durchaus auch anders können. Nun kommt das im Alltagsgeschäft eher gar nicht vor, allerdings bei manch besonderen Gelegenheiten. Eine solche habe ich kürzlich entdeckt; sie ist schon etwas älter, mir aber seinerzeit entgangen.

Leser meines Blogs erinnern sich vielleicht an die absurde Geschichte jenes Mannes, der mit aktueller Technologie die USS Enterprise aus „Star Trek“ nachbauen wollte und dafür recht konkrete Vorschläge hatte (hier nachzulesen). Der wahre Nerd kann dem aber immer noch eins draufsetzen: Im Dezember 2012 forderten Fans von der US-Regierung, bis spätestens 2016 mit dem Bau eines „Todessterns“ zu beginnen.

Wir erinnern uns: „Das ist kein Mond! Das ist eine Raumstation!“ 160 Kilometer im Durchmesser. Tausende Laserkanonen, vom Superlaser ganz zu schweigen. Zwei Millionen Mann Besatzung. Kann man so etwas ernsthaft fordern? Und muss sich eine Regierung damit ernsthaft beschäftigen?

Sie muss! Die Forderung wurde nämlich als eine öffentliche Petition an das Weiße Haus gerichtet. Und wenn innerhalb einer bestimmten Zeit genügend Unterschriften zusammen kommen – nämlich 25.000 – dann hat die Regierung die Pflicht, sich damit zu befassen. Immerhin war die Petition aber gut begründet. Die Antragsteller stellten nicht nur eine Verbesserung der amerikanischen Verteidigungsbereitschaft in Aussicht, sondern auch positive Auswirkungen unter anderem auf den Arbeitsmarkt!

Die Reaktion des Weißen Hauses war aber auch nicht ohne. Es ließ nämlich einen Mr. Paul Shawcross, Abteilungsleiter für Wissenschaft und Weltraumforschung im Office of Management and Budget der Regierung – sozusagen der Rechnungsprüfungshof aller amerikanischen Bundesbehörden und des Militärs – eine Antwort formulieren. Die lautet einfach gesagt, dass die US-Regierung zwar sehr für Arbeitsmarktentwicklung und nationale Verteidigung wäre, aber nicht im Zusammenhang mit einem Todesstern. Einer von mehreren Gründen: Er ist zu teuer, nämlich allein an Material mindestens 850 Billiarden US-Dollar, was ungefähr dem 13.000fachen des Welt-Bruttoinlandsproduktes entspricht.

Die Zahl ist nicht geraten; Wirtschaftsstudenten der Lehigh-University in Pennsylvania haben das errechnet. Sie kalkulierten den Bedarf an Stahl für den Bau, multiplizierten das mit dem Stahlpreis von 2012 und kamen dabei noch zu dem Ergebnis, dass es mehr als 800.000 Jahre dauern würde, die benötigte Stahlmenge zu produzieren. Doch selbst wenn man dies beiseiteließe, spricht laut Shawcross nichts für einen Todesstern: Zum einen unterstütze die Obama-Administration die Sprengung von Planeten nicht, und zum anderen würde sie niemals unzählige Dollar Steuergeld für einen Todesstern ausgeben, dessen fundamentaler Fehler darin bestünde, dass er von einem winzigen Ein-Mann-Raumschiff zerstört werden kann.

Auch der weitere Verlauf von Shawcross‘ Antwort liest sich einfach nur herrlich. Er verwies auf die schon existierende ISS, deren Bewohner sogar „Müllpressen“ repariert hätten, die Forschungsroboter auf dem Mars („einer hat sogar einen Laser“), zwei Sonden, die bereits das Sonnensystem verlassen haben („Auch wenn die USA nichts haben, was die Kesselroute in 12 Parsec schafft…“) sowie die privatwirtschaftlichen Anstrengungen in der bemannten Weltraumfahrt, die vom „Commercial Crew and Cargo Program Office“ koordiniert werden – abgekürzt C3PO (kein Witz! Das ist die offizielle Abkürzung!).

Der Schluss ist dann zwar sehr pathetisch (aber das ist „Star Wars“ ja sowieso), aber irgendwo auch genial: Shawcross rief die Petenten auf, sich an dieser Entwicklung zu beteiligen und nicht einem Todesstern hinterher zu laufen: „Wenn Sie eine Karriere auf einem wissenschaftlichen, technologischen, ingenieurstechnischen oder mathematischen Gebiet verfolgen, dann wird die Macht mit uns sein. Nicht vergessen: Die Stärke des Todessterns, einen ganzen Planeten oder sogar ein Sternsystem zu zerstören, ist unbedeutend mit der Stärke, die die Macht verleiht!“

Also ganz ehrlich: Ich finde die Geschichte einfach nur toll.

Die Petition und die Antwort ist übrigens hier zu finden.

Keine Kommentare: