Dienstag, 21. April 2015

Musik, die mich umhaut (6) - "Capricorn One" von Jerry Goldsmith

Jerry Goldsmith.
Die Welt ist schon manchmal ungerecht. Für die Fachwelt gehört der 2004 verstorbene Jerry Goldsmith zweifellos zu den größten, besten und innovativsten Filmkomponisten aller Zeiten. Er studierte selbst unter einem der besten des Faches, Miklós Rózsa, später war er Arbeitgeber vieler anderer bekannter Komponisten (von Alexander Courage, der das Star Trek-Thema schrieb, ließ er regelmäßig die Partituren seiner Werke ausarbeiten, und ein sehr junger John Williams spielte Piano in Orchestern, die Goldsmith dirigierte).

Aber Anerkennung wird in der Filmwelt in allererster Linie in Preisen gezollt, und wo sich John Williams - sicherlich nicht unverdient - zum Beispiel fünf Oscars auf den Kaminsims stellen kann, bei sagenhaften 49 Nominierungen, da schaffte sein einstiger Lehrer und Arbeitgeber "nur" 18 Nominierungen, und lediglich einmal durfte er den Goldjungen mit nach Hause nehmen, 1976 für "The Omen".

An zu wenig Fleiß kann es nicht gelegen haben. In der "imdb" hat Jerry Goldsmith 250 Einträge als Komponist (noch ein Vergleich zu John Williams: Bei dem stehen 149 Titel auf der Liste). Und vielseitig war er wie kaum ein zweiter. Neben dem schon erwähnten "Omen" komponierte Goldsmith Scores für so unterschiedliche Filme wie "Star Trek - The Motion Picture", "Kanonenboote am Yangtse-Kiang", "Gremlins", "Basic Instinct", "Planet der Affen" (den er übrigens mit einer Affenmaske dirigierte, um die richtige Stimmung zu erzeugen), "Papillon", "L.A. Confidential", "Mulan"... und nur selten wiederholte er sich, so wie es mir gelegentlich bei James Horner oder eben auch Williams vorkommt.

Diese Vielseitigkeit wurde von seinen Kollegen, die oft auch seine Freunde waren, uneingeschränkt anerkannt. John Williams sagte über ihn: "Seine chamäleonartige Wandlungsfähigkeit war eine Voraussetzung für Langlebigkeit und Erfolg in Hollywood." Und ein anderer großer Kollege, Henry Mancini, beschrieb Goldsmith' Flexibilität so: "Ehrlich gesagt, macht er uns eine Heideangst."

Ich verbinde mit Jerry Goldsmith und seiner Musik zahllose großartige Filmmomente. Ein Stück, das mich immer noch gnadenlos mitreißt, stammt aus seinem Score für den 1978 herausgekommenen "Capricorn One". Das mag durchaus auch am Film liegen, der mir gleichfalls sehr gut gefällt (und nein: Ich halte nichts von der Aussage und denke auch nicht, dass er ein versteckter Hinweis auf eine gefälschte Mondlandung ist. Es ist nur ein Film). Aber ich stehe nunmal auf bombastische Scores, solange sie nicht in Kitsch abzugleiten drohen - und da ist dieses Musikstück ein grandioses Beispiel, wie es richtig gemacht wird.


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