Echoes





Wenn man einem Blog dem Namen eines Albums von "Pink Floyd" gibt und als Seitentitel sowie für die Gadgets Musiktitel der britischen Super-Band verwendet, dann muss das doch einen Grund haben. Warum also "Pink Floyd"? Ich will versuchen, das hier einmal zu erklären.

Ich bin eigentlich recht spät auf die Band gekommen, so richtig erst vor zwei oder drei Jahren. Sicherlich, ich kannte sie schon vorher. Es weiß vielleicht nicht jeder, aber "Dark Side Of The Moon" (für mich eines der besten Rock-Alben, die je geschrieben und veröffentlicht wurden) ist sogar in der DDR erschienen. Da hat es mich aber nicht so recht interessiert. Aus dem Radio kannte ich natürlich "Another Brick In The Wall", "Money", "Time" und andere der wenigen, jemals als Single veröffentlichten Titel. Ich fand sie gut, und das war's. Um 1988 oder 1989 (ich müsste gucken, wann genau) habe ich im Fernsehen die Live-Übertragung des Konzerts in Venedig gesehen, fand es gut - und das war's. Etwas später sah ich - ebenfalls im Fernsehen - Roger Waters "Wall"-Aufführung in Berlin auf dem Potsdamer Platz - hat mich nicht umgehauen, da bin ich ehrlich.

Ende 1989 (ich bringe den zeitlichen Ablauf ein wenig durcheinander, aber egal) ist dann aber etwas passiert, was ich lange Zeit nicht realisiert habe. Wieder im Radio (und zwar im Speiseraum in meinem NVA-Regiment in Rostock, das weiß ich noch ganz genau) hörte ich "Learning To Fly", fand den Song sehr gut - und habe ihn NIE vergessen, ohne dass er zu einem Ohrwurm oder einem jener Lieblingssong wurde, die einem ständig durch den Kopf geistern. Es war für mich einfach nur gute Musik, die über die Jahre hinweg nichts von ihrer Faszination verloren hat.

Nach diesen Jahren - 18 Jahre, um genau zu sein - bat ich ich eine Bekannte, mir ein paar Musiktitel aus dem Netz zu ziehen und auf CD zu brennen. Mit dabei waren unter anderem eben "Learning To Fly" und "Run Like Hell". Und wenn man dann die Musik hat, dann hört man sie auch öfter... und dann dachte ich: Kauf dir doch mal ein Album. Das muss so Ende 2008 gewesen sein. Das erste war "The Division Bell". Und das erste Stück auf dem Album ist ja "Cluster One", das ich dann auch als erstes hörte...

BAMMM! Es war fantastische Musik, genau die Art, die ich mochte. Je öfter ich das Album hörte, um so besser gefiel es mir. Und es machte Lust auf mehr.

Das nächste Album war "Atom Heart Mother", das mich schon beim Kauf überraschte. "Pink Floyd", die Band mit der bombastischen Musik, den riesigen Bühnen-Shows, dieser Grandiosität - und dann eine dumm guckende Kuh auf dem Cover? Na ja, Spaß muss sein, und immerhin sind's Briten... Reingehört, erster Stück "Atom Heart Mother" - BAMMM. Unglaublich, dachte ich, und das Zeug ist vierzig Jahre alt? Ab dem Moment war ich sozusagen süchtig, und wenn hier nicht, dann auf jeden Fall bei "Dark Side Of The Moon"... Und seitdem bin ich "Pink Floyd" verfallen.

Was die Musik für mich ausmacht, lässt sich vielleicht am besten mit einem Zitat umschreiben, das ich vor einiger Zeit in der SZ gelesen habe. Darin ging es um Konzerte, die Roger Waters 2007 gegeben hatte und bei denen er eben die "Dark Side" spielte. SZ-Redakteur Alexander Gorkow schrieb über die Wirkung, die diese jahrzehntealte Musik heute noch ausübt, folgende bemerkenswerte Passage:

"Vielleicht kann man das in einem etwas schiefen Bild am besten so erklären: Wenn man auf einem Parkplatz mit lauter Autos steht, die aussehen, als habe man ihnen vorne und hinten etwas abgefahren, dazu reichlich nuttig, so also wie die meisten Autos heutzutage nun mal aussehen, was denkt man dann, wenn mit einem mal ein weinroter Jaguar E-Type um die Ecke biegt? Eben."

Diese Wirkung ist auch in einem anderen Beispiel ganz gut zu erkennen und fasziniert mich ohne Einschränkung immer noch: Auf der 1971 erschienenen "Meddle" gibt es ein Stück, dass für viele als bester "Pinkt Floyd"-Song aller Zeiten gilt, für mich auch - "Echoes". Wer sich mit PF noch nicht so beschäftigt hat, wird es aber eher nicht kennen, denn es eignet sich kaum für eine mediale Auswertung außerhalb der Alben. Immerhin ist es mehr als 23 Minuten lang... Dessen ungeachtet spielte David Gilmour "Echoes" während seiner "Remember That Night"-Konzerte im Mai 2006 in der Royal Albert Hall in London in kompletter Länge. Dies kann man auf der DVD zu dem Konzert auch bewundern (übrigens ist das Konzert deshalb so interessant, weil nebst mehreren Gastmusikern Richard Wright am Keyboard zur Besetzung gehörte und an einem Abend sogar Nick Mason am Schlagzeug Platz nahm).

Und jetzt stelle man sich mal vor: Bei einem Rockkonzert, das wie in dem Fall nur mit einer spartanischen - wenngleich ausgeklügelten - Lichtanlage versehen war, ohne besondere Effekte, kein fliegendes Schwein, keine überdimensionale Glitzerkugel, einfach ein paar ältere Herren, die wie im heimischen Partykeller vor sich hin spielen, ist ein 23 Minuten langes Musikstück zu hören, das in weiten Teilen sogar aus einfachen Tönen ohne Struktur besteht (wie frech muss man eigentlich sein, um diese Idee überhaupt in Erwägung zu ziehen?) - und bereits beim allerersten (!) Ton, diesem berühmten einfachen "Ping!", bricht im Saal ohrenbetäubender Jubel aus ...man kann daran vielleicht erahnen, wie genial das alles ist. (PS: Dieser Konzertmitschnitt ist auch auf "Youtube" zu finden...)

Ich möchte heute die Musik von "Pink Floyd" nicht mehr missen. "Sheeps" läuft oft im Auto, wenn ich nach Hause fahre (wenn die Straßen frei sind, dauert das Stück genau so lange wie die Heimfahrt von der Arbeit). "Us And Them" höre ich, wenn ich traurig bin. "Learning to fly" wird immer eines meiner Lieblingsstücke bleiben. Und - das klingt jetzt vielleicht makaber, ist aber so - wenn ich einmal begraben werden, dann wird auf jeden Fall "A Great Day For Freedom" gespielt...

Shine on...